Pressemitteilung
Der Hauptplatz und das Sommerloch
Zurzeit scheint nichts die Gemüter so sehr zu erhitzen, wie die Frage, ob der untere Hauptplatz autofrei sein sollte oder nicht. War dies aufgrund der Wetterlage in der vergangenen Woche noch angebracht, sollten wir jetzt, wenn pünktlich zum Volksfest das Wetter wärmer wird, einen kühleren Kopf bekommen und uns dieser wichtigen Frage sachlicher widmen.
Zunächst muss festgestellt werden, dass die Frage nicht neu ist, die ödp zum Beispiel hat, namentlich sei hier Reinhard Haiplik genannt, lange für eine ruhigere und grünere Innenstadt geworben. Auch andere Parteien haben und hatten dazu schon lange ihre Positionen formuliert und auch im Koalitionsvertrag ist der Begriff der "wachsenden Fußgängerzone" enthalten. Angesichts dieser Vorgeschichte drängt sich bei der jetzigen Debatte der Gedanke ans Sommerloch geradezu auf, wenn die CSU jetzt aus einem Nebensatz beim Antrittsinterview der neuen Ortsvorsitzenden der Grünen eine existentielle Frage nach dem Überleben der Innenstadt herausstilisiert.
Ich persönlich muss zugeben, auch ich war damals skeptisch angesichts des neuen Hauptplatzes, da ich in ihm eine große Steinwüste vom Charme eines Massenparkplatzes sah. Woher der Eindruck kam? Die alten Bäume waren gefällt worden und die mageren Platanen, die als Ersatz gedacht waren, konnten dies nicht ersetzen. Zu lebendig war noch die Erinnerung an den Biergarten im Zentrum des Platzes, in dem man sich schnell treffen konnte und die ganze Stadt immer wieder zu sehen war. Aber meine anfängliche Skepsis hat sich mittlerweile zerstreut und ich sehe, dass der damalige Stadtrat etwas sehr Positives zuwege gebracht hat. Der Platz lebt, sie es in der sich immer prächtiger entwickelnden Gastronomie, bei der man es häufig schwer hat, einen Platz zu finden, oder beim Wochenmarkt, bei dem zwischen den Ständen ausreichend Platz ist und die ganze Stadt an dem Markttagen zum Einkaufen vorbeischaut. Restlos überzeugt hat mich aber erst meine Tochter in ihrer Begeisterung für den Brunnen und den kleinen Wasserlauf. Das ist das, was man als lebendige Innenstadt definieren sollte: ratschende Bürger und spielende Kinder, denn wo sich das findet, da ist Leben.
Die Frage, die der Pfaffenhofener Kurier stellte, lautete ja, ob das Leben auch für einen ganzen Platz reichen würde. Ich denke ja, aber es muss dann auch solche Angebote überall geben, die das Leben anlocken. Wie wäre es zum Beispiel mit weiteren Spielgeräten? Oder einer Reaktivierung des Biergartens, dem ich immer noch nachtrauere? Ohne eine stärkere Gastronomie in dem Bereich wird es wohl nicht zu schaffen sein, nur mit dem Außenbereich des Cafe Bergmeister ist der Teil des Hauptplatzes nicht zu füllen. Wie wäre es im Winter mit Eisskulpuren zum Spielen, wenn es mal wieder ausreichend kalt werden sollte? Wie wäre es mit ...? Hier sollte die Aufgabe einer Opposition liegen, positive Vorschläge zur Entwicklung zu bringen, die Stadtentwicklung zu gestalten und nicht darin, nur zu verdammen.
Die Frage, wo die Bürger mit den Autos hinsollen, darf dennoch nicht vernachlässigt werden. Ich gebe zu, beim aktuellen Status quo fahre auch ich direkt auf den Hauptplatz, wenn ich zufällig mit dem Auto in der Gegend unterwegs bin und beispielsweise schnell zur Bank muss. Aber ich könnte auch woanders parken. Bei älteren Menschen und gehbehinderten sieht das schon anders aus, aber auch hier sollte man realistisch bleiben und sich die Auslastung der Behindertenparkplätze, die man gerne auch bedarfgerecht am Rande einer Fußgängerzone anbringen kann, betrachten. Denkbar wäre auch ein kurzer Haltebereich am Rand, damit diejenigen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, dorthingebracht werden können. Also auch hier sollte man konstruktiv sich mit Lösungsvorschlägen beteiligen, anstatt nur den bequemsten Weg zu gehen.
Was bleibt also von der Debatte? Die Erkenntnis, dass die alten Themen immer noch die besten zum Streiten sind, weil man sich keine neuen Gedanken zu machen braucht und nur mal wieder das zu sagen, was immer schon gesagt wurde. Versuchen wir es doch einmal ein wenig konkreter.
Euer / Ihr Richard Fischer