Pressemitteilung
Die Zwerge bringen es ans Licht – Kuglhof 2 -Werbung ist Etikettenschwindel
Mit den Argumenten der Befürworter des Gewerbegebiets setzte sich die Interessengemeinschaft bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Das Märchen vom Kuglhof“ am 17.2. im randvollen Hofbergsaal auseinander. „Als ich die Webseite Kuglhof2.de des „Bündnis für nachhaltiges Wirtschaften“ entdeckte, fühlte ich mich an das Märchen von Schneewittchen erinnert“, so Judith Neumair, die sich wie alle anderen Akteure als Zwerg verkleidet hatte.
Die Stadt Pfaffenhofen will 38 Hektar gutes Ackerland einem Industrie- und Gewerbegebiet opfern. Eine Interessengemeinschaft „Stoppt den Flächenfraß“ ist damit nicht einverstanden und initiierte ein Bürgerbegehren, das mehr als 2300 Pfaffenhofener Bürger und Bürgerinnen unterschrieben haben. Deswegen gibt es am 2. April einen Bürgerentscheid.
„Wie ein Schmuckstück wird uns das Industriegebiet dargeboten, mit Versprechen von Nachhaltigkeit und Wohlstand werden wir wie Schneewittchen in Versuchung geführt, so Judith Neumair, die Vorsitzende des ÖDP-Kreisverbands. Doch so wie die Gaben der als Händlerin verkleideten Stiefmutter hätten auch das Industrie- und Gewerbegebiet fatale Nebenwirkungen. Sie aufzudecken sei Aufgabe des Abends. Das habe nichts mit schlechtreden zu tun. Man frage sich aber schon, wer für die Erstellung der Homepage und die wochenlange Werbung auf riesigen Plakaten bezahlt habe.
Zu Beginn zeigte Manfred„Mensch“Mayer von der Wählergemeinschaft "Gemeinsam für Gemeinwohl" GfG die derzeitige Situation am Kuglhof-Gelände und machte deutlich, dass die fruchtbaren Äcker dort mit ihrem lösshaltigem Lehm durch ihre Fähigkeit Wasser zu halten auch in trockenen Sommern gute Erträge bringe: „Der Klimawandel macht solche Böden immer wertvoller für die sichere regionale Versorgung mit Lebensmitteln und wie wichtig diese Unabhängigkeit ist, erfahren wir durch die vielfältigen Krisen dieser Zeit.“ Weiter verwies er auf die verheerende Ökobilanz von Kuglhof 2. Zur Ökobilanz gehören sämtliche Umweltwirkungen während der Errichtung, der Nutzungsphase und einer möglichen Entsorgung, sowie die damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse. Kuglhof 2 wäre eine enorme CO 2 Schleuder und somit wären alle ausgegebenen städtischen Klimaziele völlig unrealistisch.
Agnes Bergmeister vom Bund Naturschutz zeigte dann am Startbild der Webseite auf, dass die Darstellung des Gebiets nichts mit der Realität zu tun habe. „Es ist nicht ein grüner Gewerbepark geplant, sondern, nachzulesen im Bebauungsplan, für den ganzen auf dem Bild gezeigten westlichen Teil der Fläche ein Industriegebiet.“ Industriegebiete aber dürften 365 Tage im Jahr Tag und Nacht Lärm, Staub, Gerüche und auch Luftverschmutzungen emittieren. Die Gebäude seien bis zu einer Höhe von 22 Metern und 300 Metern Länge erlaubt und mit bis zu 3,20 Metern hohen Zäunen umgeben.
ÖDP- Mitglied Anna Summerer berichtete dann aus eigener Erfahrung, wie sich das Ansiedeln neuer Betriebe auf eine Stadt auswirke. In ihrer 7-jährigen Tätigkeit in der Verwaltung der Stadt München habe sie erlebt, welche Anstrengungen dort seitens der Wirtschaftsförderung unternommen werden, um möglichst lukrative Unternehmen anzusiedeln. Der Erfolg dieser Neuansiedlungen habe auch Auswirkungen auf Bereiche wie Infrastruktur, Kitas, Schulen, und Wohnungen. „Neue Betriebe brauchen Personal. Weil es vor Ort nahezu Vollbeschäftigung gibt, kommt es zum Zuzug von Arbeitnehmern mit ihren Familien. Das wiederum erhöht den Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur, sei es die Wasser-Ver- und Entsorgung, sei es die Energieversorgung, der ÖPNV, die Kitas und Schulen und vieles mehr. Dadurch steigen die Ausgaben der Stadt enorm. Um dies auszugleichen, suche man erneut nach lukrativen Gewerbe- und Industriebetrieben,“ so Anna Summerer. Auf diese Weise treibe man den Teufelskreis des Wachstums ständig voran. Dadurch werde auch sowohl der Individualverkehr als auch der Lastverkehr zunehmen, und zwar in jede Richtung. Auch dass durch Kuglhof 2 die Südumgehung schneller komme, sei ein Märchen, denn die Stadt könne nichts tun, um den Bau voranzutreiben. Außerdem verlaufe ein großer Teil der Trasse über Hettenshauser Gemeindegebiet und dort seien noch überhaupt keine Grundstücke gesichert.
„Wer für Kuglhof 2 stimmt, weil er die Umgehungsstraße will, dem sei gesagt: Du bekommst ein Industrie- und Gewerbegebiet vor die Nase. Aber ob du eine Umgehung bekommst, steht in den Sternen,“ versicherte auch die Vorsitzende des BundNaturschutz Christine Janicher-Buska. Die Ausgleichsfläche Vogelsang sei insofern ein Etikettenschwindel, als erstens nur 13 der auf der Webseite genannten 28 Hektar als Ausgleichsfläche für Kuglhof 2 bestimmt seien, und sich zweitens die Fläche auf Schweitenkirchener Grund befinde. „Erst macht man wertvolle Flächen leichtfertig kaputt, und dann wertet man dafür ein anderes Gebiet für teures Geld ein wenig auf und nennt das nachhaltig. Das ist mittelalterlicher Ablasshandel!“
Die Versprechen „Betonklötze verboten“, „Nachhaltige Baustoffe“ und „Null Emission, garantiert“ auf der Webseite wurden mit dem Hinweis widerlegt, dass nichts davon in einem Industriegebiet per Definition eingehalten werden könne.
Als Fazit wurde festgehalten, dass die Webseite mit sehr vielen irreführenden und falschen Aussagen versucht die Bevölkerung zu einer Zustimmung zu verführen.
Der informative und abwechslungsreiche Vortrag wurde mit zum Teil humorvollen Gedichten aufgelockert und immer wieder von spontanem Applaus unterbrochen. Anschließend war noch Zeit, um Fragen zu stellen und zu diskutieren, was lebhaft genutzt wurde.
Christine Janicher-Buska beendete den Abend mit Hinweisen auf die nächsten Aktionen:
- Vortragsabend mit Richard Mergner, dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz Bayern, am 10. März.
- Infostände auf den Wochenmärkten am Samstag ab dem 25.Februar, jeweils von 9 – 12 Uhr an
- Ortsbegehungen zu Kuglhof II an allen Samstagen bis zum 1. April. Treffpunkt jeweils um 14 Uhr am Waldwanderparkplatz Schindelhauser Forst.